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Radtreff Ettlingen

Berichte

Ende Ende
27.06.2010 05:30 Marathon Kategorietrenner27. Alb-Extrem in Ottenbach Werner Sekoll - Baden-Baden
Und es hat sechstausendmal KLICK gemacht.

Radmarathon ALB Extrem 2010 - aus meiner Sicht.

Aber der Reihe nach.

Dieser ALB Extrem Rad Marathon war mir schon vor einigen Jahren im Kopf herum geschwirrt - als eine Herausforderung an der ich vielleicht auch einmal meine .... Dauer Radelkünste messen könnte.

Das war zu der Zeit, als ich gerade den legendären Ötztaler Radmarathon hinter mich gebracht hatte.

Nur, als ich mich dann näher damit beschäftigte, musste ich feststellen, daß zu dieser Veranstaltung
die Startplätze nur über ein Losverfahren zu erhalten waren.
Also Versuch um Versuch gestartet und plötzlich wie von Geisterhand in diesem Jahr 2010 habe ich einen dieser begehrten Plätze bekommen.

Vorbereitungen, das heisst Rad Marathonkilometer hatte ich ja in diesem Jahr schon etwas eingesammelt,
aber ob das wohl zu diesem "Extrem" Ereignis reichen wird ? Na - wie immer im Leben - Versuch macht klug - Du hast ja nun einen Startplatz also nutze ihn und ausserdem , den gibt man nicht einfach auf !
Das Auto beladen und über die nicht enden wollende Autobahn A7 am Samstag den 26. Juni 2010 Richtung Süden,
denn da sollte ja irgendwo der Startort sein.

Ach so - für die ganz Klugen - es heißt wirklich ALB mit einem "Bee" und nicht wie einige meinen ALP, denn es handelt sich um die schwäbische ALB und nicht um die bekannten Alpen. (Geografieunterricht 5. Klasse, wir lernen Deutschland kennen)

Und dann endlich Ausfahrt 114 rechts ab von der langweiligen Bahn die für die Autos gebaute wurde - Richtung Schwäbisch-Gmünd und nach einer Odyssee steil bergauf und berab - erreiche ich den bekannten und berühmten Ort Ottenbach.

Hier herrscht an diesen heißen Samstagnachmittag das reine Verkehrschaos - nein nicht Radler, aber Auto an Auto reiht sich auf schmalen Wegen. Einfach "impressiv" wie die Angelsachsen sagen.
Jedoch irgendwann geht es über einen staubigen Feldweg zum Festzelt (war so ausgeschildert) und dort der
Start / Anmelde - Zielbereich. Wahre Menschenmassen waren hier auf den Beinen.

Also dagegen ist der Bimbach Radmarathon fast wie ..... Provinz.

Wegen der guten Wetterprognose hatte ich beschlossen die Übernachtung in meiner Expeditionsbehausung -
das ist diese einfache Variante aus dünnen Stoffen nebst Stangen und Leinen - meist auch im hiesigen Sprachgebrauch Campingzelt genannt - durchzuführen. Ich war ja nicht der Erste und Einzigste auf dieser riesigen Zeltlager Wiese.
Irgendwann hatte ich auch diese wichtigen Aufbauarbeiten abgeschlossen, die sanitären Facilities erkundet und als gut befunden und dann wieder in einem Fußmarsch das "Festzelt" zur Startunterlagen Ausgabe aufgesucht.

Oha - hier war aber etwas los - Ausgabe Counter derer vier, davor Warteschlangen wie man sie ja sonst nur
bei den Low Budget Fliegern an den Terminals bekannter Airports findet - wenn es in das "sonnige Bundesland" Mallorca gehen soll.

Wirklich professionell wurde die Ausgabe der Startunterlagen abgewickelt. Jedem Teilnehmer war ein Barcode zugewiesen und das war das Organisations-Geheimnis. (Barcode - das sind diese vielen schwarzen senkrechten Striche, die man(n) so auf Etiketten/ Postsachen / Aufklebern usw. finden kann - wer mehr zum Thema wissen möchte - sollte meine Hotline anrufen - Achtung - Gebührenpflichtig)

Endlich hatte ich auch diese Aktion hinter mich gebracht - die Stoffklause mit dem Schlafplätzchen war ja auch fertiggestellt - hm , da war es wohl an der Zeit einmal ein Getränk und vielleicht etwas Verpflegung dem Körper zuzuführen.

Die Festzeltgetränke Bar hatte ja so etwas wie leckeren Schmaus und edlen Trunk im Angebot. An langen Tischen (eben den allseits bekannten Bierzeltgarnituren) sassen sie - die Topathleten - und da ich kein bekanntes Gesicht ausmachen konnte, lauschte ich den Gesprächen meiner Tischnachbarn. Also es gibt sie wirklich, die manchmal fantastischen Radfahranekdoten und ich muss immer wieder staunen, was da so alles möglich zu sein scheint.

Es gibt natürlich nebenbei im "Festzelt" auch noch ziemlich laute Musik -Bässe dominat und andere Vorführungen zum Beispiel eine heimische Akrobatengruppe (hübsche schlanke Mädels ..... ) zur Unterhaltung der Atlethen und -Innen.
Aber ich schlendere jetzt erst einmal durch die ausserhalb aufgebaute Radelmarktbudenzeile.
Na ja, daß meiste dieses Topangebote habe ich ja - also muss Fischers Radel Equipment auch nicht unbedingt
weiter ausgedehnt werden - denn man kann ja nicht 3 Paar Handschuhe übereinander anziehen oder doch ?

Sonnenuntergang, Mondaufgang über den Wiesen von Ottenbach - ich bin müde - und irgendwie hatten wir am Vortag ja Vollmond so sieht die große Scheibe da am östlichen Himmel aus. Die abendliche Temperatur ist recht angenehm, sodas es in der Leichtstoffbehausung auch nicht unangenehm kalt wird.
Eingeschlafen - und bald wieder wach - warum - aha da sind Kirchenglocken zu hören die sonderbare Signale aussenden - ist aber doch kein Morsecode, denn den kann ich ja - es muss etwas anderes sein - mein Kopfdecoder decodiert ganz eindeutige Zeitzeichen.
Und die umgesetzt in Klartext - es ist Viertel vor Zwei am Sonntagmorgen. Nein - der Start ist doch erst um 05:30 - nur ruhig liegen bleiben und wenn möglich noch etwas weiterschlafen. Trotzdem, pünktlich (das kenne ich von zuhause in DöHa) beginnen auch hier im tiefen Süden der Republik diese gefiederten Genossen mit ihrem lauten Nachrichtenverkehr.
Es dämmert und gross steht die gelbe Mondscheibe am westliche Firmament.
Ich beschließe selbständig (ohne den sportlichen Leiter zu informieren )- obwohl viel zu früh - mich in das Haus mit den bekannten Körper Waschanlagen auf zu machen.
Doch dazu muss ich einen kleinen Fussmarsch absolvieren.
Der lange grässerne Pfad ist ziemlich feucht und auch kalt an den nakten Füssen, aber wie schon früher einmal berichtet - ich habe die notwendige Ausbildung zu diesen Unbilden der Natur.
Im Körperreinigungsgebäude herrscht reges Treiben - und das bedeutet schon wieder: Schlangestehen (das das bei diesen sonderbaren Gerüchen - ich wollte aber nicht schon wieder das kleine Eigenbau - Atemschutzgerät mitschleppen)
Gut, auch diese Prozedur findet ein Ende - zurück auf der Übernachtungswiese und ganz langsam das notwendige Radelkostüm übergestreift. Einstimmigen Beschluß gefaßt: Ich fahre heute oben ohne - nur BG und Höschen, denn es wird sicherlich sehr warm.
Nur ein Rundblick über die Wiese zeigt - hm - die vielen Radlerinnen und Radler haben eben doch etwas mehr Schutzkleidung angelegt.
Also muss mein Unikat (das ist diese bunte Windjacke) den Oberkörper vor der morgendlichen sehr schädlichen Kältestrahlung schützen.
Eine Sonnenbrille ist erst einmal nicht notwendig, denn mein "Banküberfall Sonnenbrillen Design" Modell
sieht ja auch nicht so schön aus.
Wo ist denn eigentlich der "Start" frage ich einen meiner Mit - Wiesen -Bewohner - "ja da irgendwo im Ort" - und wie komme ich dahin - ooch meint er - "einfach hier nur den Anderen hinterherfahren".
Ich hatte vergessen - ich habe natürlich während der Vorbereitungen meine Thermoskanne, gefüllt mit warmen
Stark-Kaffee in meinen Körper entleert (wg. Koffeindope - soll gehen habe ich gelesen )und das noch vorhandene Marmeladenbrötchen verspeist.
Nun, ich rolle über diesen steinigen Feldweg Richtung Start - der zweite sportliche Leiter - das ist diesmal mein Garmin ist im Betriebszustand und bald erreiche mit vielen anderen Gleichgesinnten den Ortseingang von Ottenbach.

Tja was wird das dennn nun, denn schon geht es mit 6, 8, nein sogar 10 Prozent bergan- das fängt ja wirklich gut an denke ich.
Denn das ist noch nicht der Starort, wie ich erfahre. Und da ein Hinweis Startort 1 und Startort 2.
Was nun ? Klug wie ich bin, entscheide ich mich für die Nummer 2 und muss gleich feststellen (das war überhaupt nicht klug)denn jetzt geht es richtig bergan - ich glaube es nicht - 10 - 11 Prozent zeigt der Computer - und der Startplatz 2 ist noch nicht in Sicht.

Na dann irgendwann auf dunklem schmalen Waldespfad wird das Radeln langsamer und kommt zum Erliegen.
Hier parkt nun in langer Reihe das Pelethon Nummer 2. Also wird es nichts mit der so beliebten Fischer Poleposition - ich muss / darf das Feld wieder mühsam von hinten aufrollen.
Und plötzlich tauchen einige nette Mädels und Jungen auf - mit Körbchen in den Händen und verteilen an die versammelte Radelmeute seltsam anmutende blaue Armbändchen die sie kunstvoll an meinen rechten Handgelenk befestigen.

Aha - jetzt bist Du richtiger Alb Extrem Teilnehmer. Vor fern die Kirchturmuhr durch Glockenschlag vermeldet: es ist 05:30 Uhr - unglaublich - es kommt Bewegung in die endlose Schlange und jetzt macht es
KLICK, klick und immer wieder erschallt in diesem dunklen Waldweg dieses Klick - wie eine Melodie.
(Vielleicht kann ich bald unterscheiden welcher Klick zu welcher Pedale gehören kann / wird - oder ich fertig einen Soundtrack davon an)
So am Ende des bewaldeten Pfades biegen wir auf eine grössere Strasse ein - und von links kommen die Starter
des Startorts Eins angesaust, denn nun geht es erste einmal in rasender Fahrt steil bergab.
Gut das ich mein Unikat "Windabsorberteil" übergestreift habe. So warm ist es wohl doch nicht in dieser Früh.

Nun sind 3000 + Radler unterwegs - die den Mythos des Ottenbacher Radmarathons mit seinen Extremen schon kennen oder so wie ich, kennenlernen wollen.
Drei Strecken über 190 - bis 260 km hatten wir nun vor uns - ich hatte mich für die mittlere Variante von nur etwa 220 km Länge entschieden, denn Großväter oder 60zig plus "alte" Radler müssen ja nicht immer das gesamte Quälprogram absolvieren.

Es ging nun im Temporausch bergab - allerdings meldete mir das Großhirn an Kleinhirn - denk bitte daran -
dieses unkontrollierte Hinabstürzen hat auch gleich eine Ende. Dort wo es bergab läuft - wird auch gleich wieder bergauf gefahren und siehe da, nach der nächsten Kurve, da war sie, die erste Mauer - ach ja und da hoch oben am Berg eine Ansammlung von Häusern - da hinauf ?

Slow motion war nun notwendig - stetig und nicht allzu hektische die Plastiktretkurbel bewegen damit nicht jetzt schon Muskelkraft unnötige in eine andere Energieform umgewandelt wird. Diese Prozedur wechselte sich nun in fast schon einem regelmässigen Auf und Hinunter, ab.

Doch halt, da war eben etwas interessantes gerade neben mir, die Kombination Mann / Rennradel die ich gerade am Berg überholte - mein geschulter Kennerblick signalsiert, hm sieht aus wie ein Stahlrahmen - Fahrer doch von etwas massiver und von gewichtiger Statur,
schon am frühen Morgen (es war deutlich vor 08:00) befreit von unwichtigen Bekleidungsstücken
stark schwitzend - und in dem Rahmen - unglaublich - aber wahr - Plastiklaufräder "Typ Lightweight".
Was es so alles gibt ..

Mit High Speed geht es bergab deutlich 60zig plus - sogar sehr lange Strecken, so das ich fast glaubte, doch in den Alpen zu sein und dann wieder diese Rampen. Ja manchmal zwar nur kurz 2 - 3, 4 - Kilometer lang, aber das Azimutmessmaschinchen ging in den zweistelligen Bereich, wobei der Vortrieb nur noch einstellig angezeigt wurde.

Und es wurde warm - richtig warm - so ab 9:00 habe ich wirklich die "Windabsorberbekleidung" abgelegt und für frische Luft am jetzt schon geschundenen Körper gesorgt.

Mir kam so der letzte Radmarathon - das war ja gerade am vergangenen Wochendende in den Sinn - denn dort im Taunusgebirge herrschten Temperaturen von denen ich annahm, ich bewege mich an der Packeisgrenze. (Nachträglich gehörter Kommentar eines Mitradlers dort im Taunus - "es war aber heute sehr angenehm warm" - ich weiss nicht was der meinte - wo es bei ihm wohl warm war ? )

Getränke gab es an den Verpflegungsstellen reichlich, allerdings war es doch etwas kompliziert an diese Labsalquellen heran zu kommen. Ein Andrang wie ich ihn bis dato nur beim Ötztaler Rad Marathon erlebt hatte.
Na ja, ist auch irgendwie zu verstehen, 3000 und mehr Renner - das ist schon eine Anzahl die an diesen Stellen auffällt.

Neben den schmackhaften Getränken gab es aber auch feste Nahrungsmittel - eben um seine Reserven aufzufüllen - leckere belegte Brötchen, Obst, Brezeln, ich kann das garnicht alles aufzählen - nur die auf den nächsten Verpflegungsstellen vorhandenen selbst gebastelten Powerriegel waren der Höhepunkt.
Davon habe ich dann wieder einmal zuviele hintereinander in den Verarbeitungstrakt eingeführt - weil die fast so gut wie ein Obstkuchenstück schmeckten.

So und was war noch - Klar Anstiege - und Wärme pur, das Radelthermo zeigte in der ersten Stelle ein satte "3" zum Beispiel zu der vorletzten Versorgungstelle (irgend ein Name mit Hexen .... ) nur mal eben 18 Prozent hinauf bei 30 Grad Plus - ist ja fast der heutige Mehrwertsteuersatz bei diesen Anstiegen dachte ich so und das immerhin über eine Länge von ja nur 500 Metern.

Heftig - denn die anderen Steigungen bekamen wir ja im Schnitt zum verminderten "Steuersatz".

Was ich auch sehe bei diesem heftigen Anstieg, die Trikots Einiger sind völlig nass geschwitzt, Salzränder zeichnen die Gesichter und man fährt nicht mehr ganz schnell wie zu Beginn dieser Marathon Radelorgie.

Aber damit nicht genug, denn nach dieser vorletzten Anstiegsquälerei - das Ziel war wohl noch 20 / 30 km entfernt, folgte gleich ein zweite Variante dieser Art - und das mit dem durch die Nahrungsaufnahme deutlich beschwertem Körper.

Das war garnicht lustig.
Beim letzten Verpflegungspunkt in Stätten waren dann auch die Wasserschläuche / Gartenduschen zur Abkühlung eine sehr willkommnen Bereicherung für mein brennendes Köpfchen. Und es folgte der letzte Aufstieg von Reichenbach zum Birkhof. Irgendwann bergab, ja wirklich. Noch einmal mit fast 60 km/h über einen etwas holprigen Waldpfad zurück zum Festplatz.
Geschafft - ich habe es geschafft - es ist Sonntag Nachmittags 14:00 Uhr und ich bin wieder da.

Diese Extrem Qual hat ein Ende - Kontrollkarte abgeben - exklusiv Trikot " ALB Extrem 2010" überstreifen...
na usw. den Rest, wie Schlafhaus zerlegen, packen , Heimreise antreten - spare ich mir.

Was sagen die elektronischen Messmaschinen - fast 215 Kilometer, fast 3600 Höhenmeter -
8stunden 19 Minuten geradelt.
Fazit : „Dieses macht man nicht wieder ---- oder "ich komme wieder.“
und weiter für die Leser:
Eine wirklich lohnenswerte Quälmarathonstrecke -
die bei dieser grossen Teilnehmerzahl und natürlich dem excellenten Wetter richtig Spass gemacht hat.

Note: Besonders empfehlenswert.


hellmuth fischer RADTREFF BORCHEN
(Erstteilnehmer)
[ 2 Kommentare]
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